Die Konzentration der Profimannschaft des FC Schalke 04 gilt dem nächsten Bundesligaspiel am Samstag bei Werder Bremen (18.30 Uhr/Sky). Schalkes Vorstand aber blickt auch auf eine andere Partie - einen Tag später und 1300 Kilometer von Bremen entfernt. Im Stade Vélodrome trifft Olympique Marseille auf Olympique Lyon (Sonntag, 20.45 Uhr) - und für Schalkes finanzielle Zukunft könnte es von großer Bedeutung sein.
Sollte Amine Harit, bisher lediglich von Schalke an Marseille verliehen, auch nur eine Sekunde spielen, wäre dies sein 15. Einsatz in Pflichtspielen in dieser Saison. Und nach Informationen dieser Zeitung tritt in diesem Fall die am 1. September vereinbarte Kaufpflicht ein.
Festgeschrieben ist eine Summe von rund fünf Millionen Euro, ein Teil davon fließt aber an den Berater von Harit und den Spieler selbst. Die verbleibende Summe in Höhe von knapp vier Millionen Euro ist aus zwei Gründen wichtig für Schalkes Zukunft.
Ein erheblicher Teil davon kann im Winter in dem Umbau des aktuell nicht konkurrenzfähigen Kaders verwendet werden. Zu diesem Einkaufsbudget für Sportvorstand Peter Knäbel gehören auch andere Einnahmen. Zum Beispiel sparte Schalke inzwischen eine sechsstellige Summe, da einige Langzeitverletzte von der Berufsgenossenschaft bezahlt werden.
Schalke: Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers atmet bei Harit-Verkauf auf
Doch es gibt auch einen zweiten Grund, warum vor allem Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers aufatmen wird, sobald Harit seinen 15. Einsatz absolviert hat: Sie muss den 25 Jahre alten Marokkaner nicht mehr in den Lizenzunterlagen berücksichtigen. Denn die DFL verlangt, dass alle Spieler, die am 1. Juli des Folgejahres unter Vertrag stehen, mitsamt ihres Jahresgehalts berücksichtigt werden. Ein verliehener Harit stünde - wie schon 2021 und 2022 - am 1. Juli wieder auf der Matte in Gelsenkirchen. Das entfällt nun.
Nach fünfeinhalb Jahren dürfte das Kapitel Harit auf Schalke in Kürze enden. Im Juli 2017 war er vom FC Nantes gekommen, wurde in der Saison 2017/18 zum "Rookie des Jahres" in der Bundesliga, Schalke wurde Vizemeister. Es folgte eine schwache Saison 2018/19. Im Sommer 2018 war Harit in Marokko an einem Verkehrsunfall mit Todesfolge beteiligt, er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Zudem wurde bekannt, dass er sich häufig in einem Casino aufgehalten hatte. Seine Leistungen in der Bundesliga wurden schlechter, Schalke geriet in Abstiegsgefahr.
In der Hinrunde der Saison 2019/20 aber knüpfte Harit an seine starken Vorstellungen im ersten Jahr an, erzielte sechs Tore und legte vier vor - unter Trainer David Wagner spielte Schalke in Europapokal-Form. Auch beim bisher letzten Auswärtssieg in der Bundesliga bei Werder Bremen (23. November 2019) traf Harit. Im Dezember 2019 unterschrieb er einen auf Schalke umjubelten Vertrag - gültig bis Juni 2024.
Doch auf eine lang anhaltende sportliche Krise folgten die Corona-Pandemie und der Abstieg, und der noch 2019 gefeierte Vertrag wurde nun zum Klotz am königsblauen Bein. Schon in der Saison 2021/22 spielte Harit auf Leihbasis für Marseille, kehrte danach aber zurück. Nun kassierte im Juli und August zweimal das volle Monatsgehalt in Höhe von insgesamt 850.000 Euro, bevor er wieder nach Marseille wechselte. Für Schalke bestritt Harit 119 Pflichtspiele. Er erzielte 13 Tore.